Jüdisches Leben in Deutschland

Typ: Artikel

Die Geschichte des deutschen Judentums wird oft auf die Zeit der Verfolgung während des Nationalsozialismus reduziert – dabei reicht sie auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik bereits bis in das 4. Jahrhundert n.Chr. zurück. Jüdinnen und Juden haben das heutige Deutschland maßgeblich mitgeprägt.

Heute leben schätzungsweise 200.000 Jüdinnen und Juden in der Bundesrepublik Deutschland. Rund 95.000 von ihnen sind in jüdischen Gemeinden organisiert.

Dass sich nach der Shoah und nach den Verbrechen des Nationalsozialismus wieder vielfältiges, buntes und selbstbewusstes jüdisches Leben in Deutschland entwickelt hat, ist Grund zur Freude. Zugleich sind die Auswirkungen des Nationalsozialismus weiter spürbar und haben Einfluss auf die Gegenwart. Alle, die in Deutschland leben, tragen eine Verantwortung für die Erinnerung an den Holocaust und sind durch die Geschichte gefordert. Antisemitische Ressentiments sind weiterhin in unserer Gesellschaft präsent und zuletzt vermehrt öffentlich geäußert worden – unter anderem in den sozialen Medien. Oft liegen jenen Ressentiments mangelndes Wissen über das Judentum und das heutige jüdische Leben in seiner großen kulturellen und religiösen Vielfalt zugrunde. Die Bundesregierung unterstützt zahlreiche Initiativen und Projekte, die diesen Tendenzen entgegenwirken und jüdisches Leben in seinem großen Facettenreichtum bekannter machen.

Jubiläumsjahr "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland"

Einer breiten Öffentlichkeit jüdisches Leben näherzubringen, war auch Ziel des Jubiläumsjahres "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland", das 2021 begangen wurde. Anlass war die erste belegte Erwähnung einer jüdischen Gemeinde nördlich der Alpen: Den Mitgliedern der jüdischen Gemeinde Köln wurde durch den römischen Kaiser Konstantin im Jahr 321 erstmalig Zugang zu öffentlichen Ämtern der Stadt gewährt. Zahlreiche staatliche und zivilgesellschaftliche Akteure beteiligten sich an der Gestaltung des Festjahres mit dem Ziel, die deutsch-jüdische Geschichte und Gegenwart stärker ins Bewusstsein der Menschen zu rücken.