"Wichtig ist jetzt eine geeignete und zukunftssichere Kontextualisierung der antijüdische Schmähplastik"

Typ: Pressemitteilung , Datum: 28.10.2022

Felix Klein äußert sich zur Entscheidung des Wittenberger Kirchenbeirats, die antijüdische Schmähplastik "Judensau" an der Fassade der evangelischen Stadtkirche zu belassen:

"Die Entscheidung des Wittenberger Kirchenbeirats die antijüdische Schmähplastik an ihrem Ort zu belassen, museumspädagogisch zu begleiten und als mahnendes Beispiel zu erhalten wird sicher nicht alle Positionen in der bisherigen Debatte befriedigen. Die mittelalterlichen Skulpturen fordern die Gesellschaft und insbesondere die Kirchen noch heute heraus und werfen die Frage auf, wie mit ihnen umgegangen werden soll. Wichtig ist jetzt aus meiner Sicht, dass eine geeignete und zukunftssichere Kontextualisierung gelingt, die zugleich historische Bezüge verdeutlicht und für moderne Formen des Antisemitismus sensibilisiert. Auch wenn es nicht die Aufgabe der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland ist, die judenfeindlichen Aspekte der Kirchengeschichte aufzuarbeiten, wäre auch zu überlegen, wie jüdische Stimmen in die Kontextualisierung miteinbezogen werden können. In der Entscheidung des Kirchenbeirats und in der Debatte über die Schmähskulpturen liegt somit auch eine Chance, die gesellschaftliche Entwicklung zu reflektieren und weiterzuentwickeln. Dabei wünsche ich allen Beteiligten viel Erfolg."