RIAS-Jahresbericht: Anstieg antisemitischer Vorfälle in Kultur- und Bildungseinrichtungen

Typ: Termine , Datum: 27.06.2023

Felix Klein betonte bei der heutigen Vorstellung des Jahresberichts des Bundesverbandes der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS), dass Antisemitismus in Deutschland weiter ein ernstes Problem sei. Zwar ging dem Bericht zufolge die Zahl der antisemitisch motivierten Vorfälle im Vergleich zum Vorjahr leicht zurück. Doch verzeichnet der Bericht einen Höchststand an Gewalttaten. Zudem lag die Zahl der im vergangenen Jahr registrierten antisemitischen Vorfälle gegenüber 2020 immer noch um rund ein Viertel (26 Prozent) höher.

Der Bericht verzeichnet für 2022 einen Höchststand an Gewalttaten - und zugleich weniger antisemitisch motivierte Vorfälle insgesamt, von denen RIAS 2.480 zählte. 2021 waren es 2.773, im Jahr davor noch 1.957 Fälle.

Diese Entwicklung erklärte Klein damit, dass es weniger „Gelegenheitsstrukturen“ gegeben habe, „also Rahmenbedingungen für das Ausleben sowieso schon existierender antisemitischer Denkweisen“, wie 2021 etwa die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen und die Demonstrationen zum arabisch-israelischen Konflikt, die es im Jahr 2022 so nicht mehr gab. „Das Fehlen genau dieser Strukturen macht antisemitisch denkende Menschen aber nicht zu Antisemitismuskritikerinnen und -kritikern. Im Gegenteil: Sie finden neue Gelegenheiten für ihren Judenhass“, betonte Klein.

Eine neue Gelegenheitsstruktur für antisemitische Vorfälle im Jahr 2022 sei die documenta fifteen in Kassel gewesen. Entsprechend sind antisemitische Vorfälle in Kultur- und Bildungseinrichtungen vergangenes Jahr im Gegensatz zu den Vorjahren stark angestiegen. 170 solcher Fälle wurden 2022 gemeldet, über 70 mehr als noch im Vorjahr.

Der Bericht dokumentiert insgesamt 9 Vorfälle extremer Gewalt, 56 Angriffe, 186 gezielte Sachbeschädigungen, 72 Bedrohungen, 1.912 Fälle verletzenden Verhaltens (davon 426 Versammlungen) sowie 245 Massenzuschriften - etwa E-Mails, die sich an einen größeren Kreis richten.

„Die Dokumentation ist ein Gradmesser für die Judenfeindlichkeit im Land“, sagte Klein.  

Der Bundesverband RIAS e.V. ist der Dachverband der RIAS-Meldestellen und verfolgt das Ziel einer einheitlichen Dokumentation antisemitischer Vorfälle auf Grundlage der IHRA Arbeitsdefinition von Antisemitismus. Die RIAS-Meldestellen erfassen bundesweit antisemitische Vorfälle und vermitteln Unterstützung an Betroffene. In den Bericht flossen Vorfälle aus dem ganzen Bundesgebiet und von Meldestellen in elf Bundesländern ein.

 

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